Sprachentwicklungsstörung

 

Die logopädische Therapie von Kindern mit Sprachentwicklungsstörung basiert auf einer ausführlichen Diagnostik und gestaltet sich sehr individuell. Sprachtherapeuten/Innen und Logopäden/innen haben zu den Bereichen der Sprachentwicklungsstörung eine riesige Menge logopädischer Spiele entwickelt, mit denen die Kinder in ihrer Sprachentwicklung spielerisch unterstützt werden können.

Kindern und Jugendlichen können einen zu geringen Wortschatz haben, mit dem sie sich nicht adäquat ausdrücken können. Es kann auch die Grammatik fehlerhaft sein, die Wortbeugung, die Satzbildung, die Unterscheidungsfähigkeit von Sprachlauten. Auch kann die Merkfähigkeit gestört sein und das Kind weiß nicht mehr wie der Satz angefangen hat und wie es weiter sprechen soll. Dadurch wird es schwierig, sich mit den Spiel- und Schul-Kameraden auseinander zu setzen. Oft kommt es zu Verhaltensauffälligkeiten aufgrund von solchen Sprachstörungen.

Dysgrammatismus

Wir bilden Sätze nach bestimmten Regeln, in denen die Abfolge von Wörtern und die Beugung der Nomen und Verben festgelegt sind. Ist die Satzbildung gestört, wird das Verstehen für den Zuhörer schwierig. Sprachtherapeuten und Logopäden haben viele Spiele entwickelt, mit denen auch diese Sprachstörung erfolgreich behandelt werden kann.

Folgende grammatische Bereiche können beeinträchtigt sein:

  • Satzbau
  • Verbbeugung
  • Artikel/ Kasusmarkierung

Sprachverständnis

Verhaltensauffälligkeiten können durch Schwierigkeiten beim Verstehen von Sätzen verursacht werden. Wenn jemand nicht versteht, was der andere von ihm will, kann er nicht adäquat reagieren. Wenn ein Kind z.B. einen längeren Auftrag bekommt und versteht nur einzelne Begriffe, dann reagiert es möglicherweise falsch. Dies wird dann als „Nicht-Wollen“ von den Erwachsenen interpretiert und das Kind bekommt Strafe. Passiert so etwas ständig, zieht sich das Kind vielleicht zurück oder reagiert bockig. Hier kann Logopädie helfen. Es wird genau untersucht, woran es liegt und die Sprachtherapie entsprechend durchgeführt. So kann dem Kind und der Familie geholfen werden. Einfühlsame Aufklärung der Bezugspersonen und eingehende Beratung sind ebenso notwendig, damit den betroffenen Kindern geholfen werden kann.

Lautbildungsstörung (phonologische)

Manche Kinder sprechen unverständlich, weil sie Sprachlaute nicht voneinander unterscheiden können. In jeder Sprache kommen Laute vor, die ähnlich klingen. Die Kinder sagen dann „Taffee“ anstatt Kaffee oder „dekommen“ anstatt gekommen oder „Labe“ anstatt „Rabe“.

Wenn der Arzt bestätigt hat, dass das Kind gut hören kann, wird in der Logopädie die audiologische Wahrnehmung trainiert. Das heißt, die Übungen und logopädischen Spiele werden so gewählt, dass das Kind lernt, diese ähnlich klingenden Sprachlaute voneinander zu unterscheiden. So kann es über das eigene Gehör und die verbesserte Hör-Wahrnehmung seine Aussprache verbessern und sich seinen Mitmenschen gegenüber besser verständlich machen.

Die verbesserte Hör-Wahrnehmung macht es dem Kind auch (später) möglich, seine Rechtschreibung zu verbessern. Zunächst lernen die Rechtschreib-Anfänger nämlich die Wörter so zu schreiben, wie sie sie hören. Ein Kind, das „Tuchen“ anstatt „Kuchen“ sagt, schreibt dann auch „Tuchen“, wenn es das Wort nicht richtig aussprechen kann. Audiologische Wahrnehmung ist enorm wichtig für das Erlernen der Rechtschreibung.

Wortschatzdefizit

Der Begriff „Wort-Schatz“ sagt schon aus, dass von einem „Schatz“ von Wörtern die Rede ist. Je größer unser „Wort-Schatz“ ist, desto besser können wir uns verständlich machen. Manchen Kindern fehlen die genauen Bezeichnungen für die Dinge. Sie wissen einfach nicht, wie diese heißen und flüchten sich in nichtssagende Phrasen. Deshalb können sie Erlebnisse nicht mitteilen oder nicht erklären, was passiert ist. Sie können nicht beschreiben, was sie gerne möchten oder was sie gerne sagen möchten. Mit Phrasen ernten von ihren Gesprächspartnern nur Unverständnis. Wer sich von seinen Mitmenschen nicht verstanden fühlt, wird einsam. Bei Kindern und Jugendlichen führt dies oftmals zu massiven Verhaltensstörungen und Schwierigkeiten in der Schule.

Die betroffenen Schüler und Schülerinnen haben auch erhebliche Schwierigkeiten, ihre Lehrer und Mitschüler zu verstehen, weil der Schulstoff zu einem erheblichen Teil über Sprache vermittelt wird. Schüler, die Sprachverständnisprobleme haben, können dem Unterricht oft nicht folgen. Sie schalten dann ihre Aufmerksamkeit herunter, schalten ab oder stören den Unterricht.

Schüler, die nur einen sehr geringen Wortschatz haben, können keine guten Aufsätze schreiben. Wer sich mündlich nicht gut ausdrücken kann, dem ist es unmöglich, sich schriftlich auszudrücken. Wem beim Sprechen die Worte fehlen, kann sich mit Gesten oder mit Mimik helfen. Dies ist beim Formulieren von Schriftsätzen nicht möglich. Um ausdrucksstarke Sätze zu schreiben, sind nicht nur einfache Nomen, Verben und Adjektive nötig, sondern ein Gespür für den passenden, treffsicheren und genauen Ausdruck. Es reicht oftmals nicht, einen unpassenden Oberbegriff zu benutzen, wenn die genaue Bezeichnung nicht bekannt ist. Je größer der „Wort-Schatz“, desto besser sind die Chancen in Schule, Ausbildung und Beruf.

 

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Bilder aus der Praxis